> Wahrscheinlich kennt jeder von Ihnen mindestens eine Person im Veedel, die großartige Geschichten von früher erzählen und berichten könnte.
Zeitzeugen erinnern sich
Wie war das Leben denn früher, etwa vor einigen Jahrzehnten, so im Veedel? Welche Geschäfte gab es (die vielleicht noch heute existieren)? Wie war der Zusammenhalt unter den Nachbarn früher im Vergleich zu heute? Was war besser, was war schlechter?
Unter diesem Verweis soll genau diesen Personen ein Gesicht gegeben werden, die hierüber berichten könnten. Anhand ihrer persönlichen Erlebnisse, Geschichten und Erfahrungen sind sie geradezu prädestiniert, in den Blickpunkt gestellt zu werden und aus „ihrem“ Veedel zu berichten.
Gerne geben wir auch ein Thema vor, zu dem sich Personen melden sowie von Nachbarn oder Bekannten vorgeschlagen werden können. Schicken Sie uns eine Nachricht (s. „Impressum“), und wir nehmen gerne Kontakt auf!
„Merheim ist mir ans Herz gewachsen“
Viele Kölner kennen Claudia Greven-Thürmer als engagierte Kalker Bezirksbürgermeisterin, die 2020 die offizielle Nachfolgerin ihres Vorgängers Marco Pagano wurde (zuvor übergangsweise bereits im Amt). So wie sich die studierte Sozialarbeiterin zuvor rund 25 Jahre für die „Buchheimer Selbsthilfe“ eingesetzt hat, ist es für sie nun ein Anliegen, die bestmögliche Entwicklung „ihres“ Bezirks voranzutreiben.
Für einige Merheimer Bürger ist die heute 65-Jährige jedoch kein ungeschriebenes Blatt. 1989 ist sie in den Stadtteil gezogen, sah hier ihre Tochter Laura aufwachsen und trifft immer noch zahlreiche Bekannte auf ihren Wegen durchs Veedel. „Merheim ist mir über die ganzen Jahre unheimlich ans Herz gewachsen, weil ich hier ganz viele Menschen persönlich kenne und mich freue, wenn ich sie auf der Straße oder beim Einkaufen wiedersehe. Die Verbundenheit stammt dabei oft noch aus der Schulzeit unserer Kinder, und auch wenn diese inzwischen weggezogen sind, sind wir Älteren immer noch da und haben eine schöne gemeinsame Zeit.“
Trotz seiner überschaubaren Größe verfügt natürlich auch dieser Stadtteil über angenehme Örtlichkeiten. „Ich finde etwa den kleinen Park an der Änne-Schulte-Straße richtig toll, nicht nur, weil meine Tochter auf der asphaltierten Bahn, die mitten durchs Grün geht, das Rollschuhfahren gelernt hat. Richtig schön ist auch der Park an der evangelischen Kirche, der eine Aufwertung durch eine Initiative des Bürgervereins erfahren hat, der sich für die Errichtung von Bewegungsgeräten für alle Jahrgänge eingesetzt hat. Und der Spielplatz hat neue Spielgeräte erhalten“, schwärmt Greven-Thürmer, die ihre Augen indes auch nicht vor Optimierungsbedarfen verschließt. „Der Lärm von oben durch die Einflugschneise wie auch besonders durch den Verkehr auf der Olpener Straße ist schon ein großes und fortwährendes Ärgernis. Deshalb sind auch viele Bürger in einer Lärmschutz-Gemeinschaft aktiv. Und so mancher Übergang wie beispielsweise am Einkaufszentrum könnte verbessert werden.“ Umgekehrt findet die Neu-Rentnerin (seit einem Jahr) lobende Worte für die Umgestaltung des Heinrich-Schäfer-Wegs. „Der ist nicht mehr so dunkel und unübersichtlich, weil der Wildwuchs entfernt wurde, Das ist gut gelungen!“
Rückblickend auf ihre bisher 33-jährige Zugehörigkeit zu Merheim vermisst Claudia Greven-Thürmer, die seit 2014 für die SPD in der Bezirksvertretung Kalk sitzt, weiterhin einen zentralen Platz, der Alt- und Neu-Merheimer zusammenbringt. „Das ist ein großes Manko. Ein weiteres ist das Fehlen eines Bürgerzentrums, das sich viele wünschen. Immerhin existiert mit dem ´Pavillon´ eine willkommene Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit nahegelegenem Bauspielplatz.“ Viele Veedelsbewohner begehren auch mehr Treffpunkte für kulturelle Veranstaltungen, die bisweilen nur in der Kirche oder, etwa in Form eines Kindertheaters, an der Schule stattfanden. Auch das gastronomische Angebot sei früher etwas umfangreicher gewesen. „Der ´Merheimer Hof´, der bei vielen beliebt war, ist nicht mehr da und wurde zur Wohnfläche umgebaut. Und es gab früher mehr dieser typischen kleinen Eckkneipen. Das fehlt schon.“ Gleichwohl schätzt die Bezirksbürgermeisterin die Vielfalt des Restaurant-Angebots, zu dem auch die Traditions-Gaststätte „Em ahle Kohberg“ (seit 1665 unweit der Kirche St. Gereon) zählt. Wehmütig erinnert sie sich auch an das Geschäft Niedenhoff. „Das war immer toll, dort Bücher zu bestellen, Zeitschriften zu kaufen oder einfach nur ein gemütliches Schwätzchen zu halten. Das vermisse ich sehr.“ Lobende Worte findet sie indes für die bessere Taktung der Linie 1. „Wir sind inzwischen viel besser an den ÖPNV angeschlossen, was aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass wir hier eine große Umstiegs-Haltestelle haben.“
Mit Blick in die Zukunft für ihr Veedel besitzt ein geeignetes Verkehrskonzept „für oben und unten“ oberste Priorität für Claudia Greven-Thürmer. „Aber davon abgesehen bin ich hier sehr glücklich. Vom Angebot der Einkaufsmöglichkeiten über Gastronomie bis zu den Grünflächen ist es schon perfekt. Allein die Merheimer Heide ist ein Traum, wo der Blick übers Grün schweifen und dabei aufgeatmet werden kann. Ideal, um die Seele baumeln zu lassen.“
Kennen Sie auch jemanden, der etwas über seine/ihre Historie im Veedel berichten könnte? Oder möchten Sie selbst zu Wort kommen? Dann melden Sie sich gerne unter unserer E-Mail-Adresse info@veedellieben.de. Wir nehmen dann Kontakt mit Ihnen auf!
„Holweide immer treu geblieben“
Die Biografie von Hans-Werner Bartsch kann unzweifelhaft mit Begriffen wie „vielfältig“ und „abwechslungsreich“ beschrieben werden. Neben seiner beruflichen Tätigkeit, die ihn nach dem Studium der Produktionstechnik an der Rheinischen Ingenieurschule in Köln und Wehrdienst im Jahr 1978 zur Rheinbraun AG ins Arbeitsfeld des Immissionsschutzes brachte und wo er unter anderem an Methoden zur Berechnung der Schallausbreitung arbeitete, wirkte der heute 74-Jährige auch im Stadtrat (1999-2020) sowie von 2009 bis 2020 zudem als ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Köln.
Während somit seine Aufgabenfelder für Dynamik und Aktionismus stehen, legt Bartsch indes großen Wert auf Konstanz im heimischen Umfeld. Kaum verwunderlich, dass er seinem Stadtteil Holweide, in dem er seit 1974 zu Hause ist, stets treu geblieben ist. Und nicht nur das: Für ihn war es darüber hinaus ein Anliegen, sich fürs Veedel zu engagieren und einzusetzen. Beginnend im Pfarrgemeinderat und Festausschuss von St. Anno führte ihn sein Weg schon bald zum Förderverein Holweide e.V., dessen Vorsitz er 1994 übernahm. Seinem Einsatz geschuldet, stieg schon bald die Mitgliederzahl; auch elementare Projekte konnten angeschoben und realisiert werden. Erwähnenswert ist insbesondere das Holweider Straßenfest, das als Weiterentwicklung der Holweider Kirmes ins Leben gerufen wurde. Hierfür gelang Hans-Werner Bartsch sogar das eigentlich Unmögliche, die Bergisch Gladbacher Straße, mit heute rund 32.000 täglichen Fahrzeugbewegungen das Verkehrsnadelöhr des Stadtteils, für zwei Tage sperren zu lassen. „In seiner Hoch-Zeit war das Straßenfest rund 600 Meter lang und reichte von der Kirche St. Mariä Himmelfahrt bis zur Schwabstraße. Viele Besucher lobten den besonderen Charakter des Festes, sich gefahrlos auf der sonst so belebten Straße bewegen und gemeinsam feiern zu können“, erinnert sich der zweifache Familienvater.
Mit Blick auf den heutigen Status quo der Straße kommt Hans-Werner Bartsch indes auch ins Grübeln. „Im Vergleich zu früher gibt es aktuell leider nur noch wenige Gaststuben mit gutbürgerlicher Küche und Firmen, die das Veedel aufwerten. Auch der Leerstand hat leider zugenommen.“ Hinsichtlich der Verkehrsdichte auf der belebtesten Straße in Holweide gibt er sich keinen Illusionen hin. „Der Verkehr, der auch schon vor mehreren Jahrzehnten immens war, wird nicht abnehmen, so lange nicht ein vollständig neues Verkehrskonzept entwickelt wird, das den Hauptstrom um Holweide hinweg führt.“ Die sonstige Verkehrsanbindung sieht er jedoch positiv. „Wer in Holweide wohnt, kommt überall gut hin. Straßenbahn- und Bushaltestellen existieren in guter Anzahl, und auch die Autobahn ist nicht weit weg.“ Darüber hinaus gebe es herrliche Landschaften (zum Beispiel rund um die Isenburg), in denen die Bürger Ruhe und Erholung finden können.
Dem ehemaligen Bürgermeister, dessen Hartnäckigkeit Holweide auch die Initiierung des Marktplatzes im Jahre 2008 als Mittelpunkt des Veedels zu verdanken hat, war auch die Unterstützung verschiedener Vereine und Gruppen im Stadtteil seit jeher ein besonderes Anliegen. Auch dafür ist er auf karnevalistischen Veranstaltungen oder sonstigen Festen bis heute stets ein gern gesehener Gast.
Natürlich habe sich Holweide im Laufe der Jahre und Jahrzehnte gewandelt und sein Äußeres an vielen Ecken und Plätzen verändert, räumt Bartsch ein. „Es hat sich aber seine Attraktivität bewahrt, denn Holweide ist natürlich mehr als die oft laute und zugestopfte Bergisch Gladbacher Straße. Es ist wirklich ein toller Stadtteil. Ich lebe hier sehr gerne.“
Kennen Sie auch jemanden, der etwas über seine/ihre Historie im Veedel berichten könnte? Oder möchten Sie selbst zu Wort kommen? Dann melden Sie sich gerne unter unserer E-Mail-Adresse info@veedellieben.de. Wir nehmen dann Kontakt mit Ihnen auf!
VEEDELLIEBEN e.V.
Verbund der Kölner Interessengemeinschaften
Hauptstraße 94
50996 Köln