> In allen Himmelsrichtungen Kölns lohnt es sich, mit aufmerksamen Augen durch die Stadtteile zu spazieren.

Kölner Norden und Osten

Von Nippes in den Rheinpark
Die Tour beginnt im Agnesveedel, genauer gesagt an der Gaststätte „Balthasar“. Diese Kneipe, nach der Balthasarstraße benannt, ist eine urkölsche Kneipe und besteht schon seit über 50 Jahren im Kölner Agnesviertel, nah am Ebertplatz und der Agneskirche. Hier wird Tradition und Kultur großgeschrieben. Das Kölsch wird ausschließlich aus dem Fass auf der Theke gezapft, denn Leitungen gibt es hier nicht. Die Besonderheit: Es gibt hier auf der Speisekarte auch Gerichte mit Pferdefleisch. Eine alte, fast ausgestorbene Tradition.
Nach dem Besuch wird die Neusser Straße nicht verlassen und die Kirche St. Agnes angesteuert. Die in der Neustadt gelegene katholische Pfarrkirche gibt dem Veedel seinen Namen und ist nach dem Dom die zweitgrößte Kirche in Köln. Im Jahre 1895 stiftete Peter Joseph Roeckerath das Geld zum Bau der Kirche, nachdem seine Frau Agnes 1890 verstorben war. Die Kirche sollte als Grabkirche für seine Frau dienen. Auffallend ist besonders der Turm der Kirche, denn auf diesem Turm befindet sich eine Aussichtsplattform. Eine für Kirchen typische Kirchturmspitze fehlt. Roeckerath hatte sich eine Hallenkirche mit „Turmanlage ohne Helm“ gewünscht.

Von der Agneskirche geht es rechts in den Neusser Wall und dort etwa 500 Meter entlang bis zur Festungsanlage Fort X (Bild

oben) auf der linken Seite. Es ist das einzige Fort des preußischen Festungsrings, das vollständig erhalten ist. Insgesamt wurden 11 Forts auf dem Inneren Gürtel als Verstärkung der Stadtbefestigungsanlage angelegt. Fort X wurde 1825 gebaut.

Der Tour wird fortgeführt, indem die Richtung gen Rhein eingeschlagen wird. Nach etwa einem Kilometer wird die Riehler Straße überquert, bevor man das Eingangstor des Skulpturenparks Köln erreicht.

Der Skulpturenpark (Bild Mitte) ist ein Ort der Ruhe und des Nachdenkens mitten in der hektischen Stadt. Er ist ca. 4 ha groß und bietet Außenskulpturen deutscher und internationaler Künstler. Er ist als „Ort für die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Skulptur“ angelegt. Alle zwei Jahre wechselt die Ausstellung. Seit 1997 wird dieser Park mit altem Baumbestand genutzt. Vorher war es eine brachliegende Grünfläche vor dem Kölner Zoo. Der Eintritt ist frei.

Über den kleinen Parkplatz unter der Zoobrücke geht es zum nächsten Ziel, der Kölner Seilbahn. Mit dieser wird der Rhein überwunden und die „Schäl Sick“ erreicht. Ausgestiegen am Rheinpark, sollte ein Spaziergang entlang des Kennedy-Ufers nicht fehlen. Dieser offene Uferbereich gibt dem großen Rheinpark ein Gefühl von Weite. Er erstreckt sich von der Hohenzollernbrücke bis zum Mülheimer Hafen. Im Jahre 2007 wurde der Park zum schönsten deutschen Park gewählt; ein Jahr später sogar zum zweitschönsten Europas. Eine der großen Attraktionen ist sicherlich der Tanzbrunnen sowie die Claudius Therme und die Seilbahn. Desweiteren gibt es den Jugend- und Familienpark (Bild unten), einen Spielplatz und eine Bimmelbahn, die durch den Park fährt und vieles mehr.

Kurz darauf wird in die Urbanstraße abgebogen und anschließend die Mindener Straße über die Fußgängerbrücke überquert. Nun sind es nur noch ein paar Meter die Siegesstraße entlang bis zum Kölner Kult-Lokal, dem „Lommerzheim“, auch liebevoll „Lommi“ genannt. Bei einigen leckeren Kölsch endet hier die Tour.

Kölner Süden

Eine Tour durch die Südstadt

Die Tour startet an der Severinstorburg (Bild). Die am Chlodwigplatz gelegene Torburg hat ihren Namen von der Pfarrei St. Severinus. Das Severinstor oder „Vringspooz”, wie sie auf Kölsch genannt wird, ist eine der Stadttorburgen der mittelalterlichen Stadtmauer.

Das „Früh im Veedel“ ist direkt daneben, mitten im Herzen der Südstadt und eine der ältesten Gaststätten Kölns. Früher war hier eine Brennerei beheimatet, wie man an der Fassade immer noch erkennen kann. Seit 1979 wird hier Früh Kölsch gezapft. Im „Invalidendom“, wie er bei Insidern heißt, kann man immer noch die historische Destille bewundern, die hier früher im Einsatz war. Das Essen ist typisch Kölsch und das urige Flair lädt zum Verweilen ein.
Von hier bis zum Karl Berbuer Platz sind es ebenfalls wieder rund 500 Meter, wofür die Ulrichgasse genutzt wird, die ihren Namen ebenfalls von den „Ulnern“ hat. Durch Fehldeutungen wurde daraus Ulrich. An dieser Gasse wurde auch die berühmte Schlacht an der Ulrepforte ausgetragen. Am Karl-Berbuer-Platz steht der sogenannte Narrenschiffbrunnen. Der Kölner Sänger und Komponist Karl Berbuer schrieb im Laufe der Jahre über 120 Lieder, von denen einige auf etwas kuriose Art Verwendung fanden. So reiste Konrad Adenauer 1950 als Bundeskanzler zu einem Besuch nach Chicago. Da es zu dieser Zeit noch keine offizielle Hymne gab, wurde er mit dem Berbuer Lied „Heidewitzka, Herr Kapitän“ empfangen. Der Brunnen wurde 1987 errichtet und stellt Figuren seiner Lieder sowie Karl Berbuer selbst dar.
Über die Severinstraße geht es weiter zur Kirche St. Gregorius im Elend. Der Name „im Elend“ entstand aus dem früheren Namen des Katharinengäßchens. Dieses hieß früher „Om Elend“. Die Kirche hatte eine besondere Stellung, denn auf dem Elendskirchhof wurden die heimatlosen und nicht-katholischen Leute begraben. Diese durften damals noch nicht auf einem Pfarrkirchhof beerdigt werden. Es war also der Friedhof der „akatholischen Toten“. Protestanten wurden später dann auf dem Geusenfriedhof beerdigt. Die Kirche wird bis heute für katholische Gottesdienste nationaler Minderheiten genutzt, womit sie ihrer Tradition treu geblieben ist. Das Eingangsgitter stand übrigens früher am Kölner Rathaus. Außerdem ist sie die einzige private Kirche Kölns, da sie der Familie de Groote gehört. Und das schon seit 1678.
Nach einer Stärkung, etwa im „Alten Brauhaus“ im Schatten der Severinstorburg, geht es weiter zur letzten Station der Tour, der Kirche St. Severin. Sie ist die zweithöchste der romanischen Kirchen in Köln, nur Groß St. Martin ist knapp drei Meter höher. Der Name dieser Kirche prägte das ganze Veedel. Auch die Hauptstraße des Veedels, die Severinstraße, ist nach ihr benannt. Zur Zeit der Römer war sie ein wichtiger Teil der Nord-Süd-Verbindung. Nach dem Besuch der Hauptkirche kann noch das Denkmal „Schokoladenmädchen“ bestaunt werden, das sich direkt an der Kirche befindet. Vor dem Denkmal steht ein Blumenkübel, der regelmäßig von den Bewohnern des Veedels bepflanzt wird. Viele nennen es auch „Gerda“. So wurde das Mädchen von der Uschi Huber genannt, die ein ganzes Buch mit Fotografien herausgegeben hat. Nach ein paar Schritten endet die Tour dort, wo sie begonnen hat – an der Severinstorburg.

Kölner Westen

Vom Decksteiner Weiher nach Klettenberg

Der Weg zum Decksteiner Weiher (Bild oben) führt vorbei an Fort VI. Hier ist besonders der Felsengarten sehr schön. Beim Anlegen des Gartens wurde sich am Grundriss des Preußenforts orientiert. Im nördlichen Seitengraben wurde eine künstliche Schlucht angelegt. Auf kleinen Pfaden kann man ganz wunderbar auf ein Plateau wandern und von dort der Ausblick durch den Wald auf den Decksteiner Weiher genossen werden. Hier gibt es die Möglichkeit, Tretboote zu mieten und Minigolfplatz zu spielen. Der Weiher entstand 1929 nach Plänen zur Umgestaltung des alten Festungsrings. Seinen Namen erhielt er von einem Hof, der in der Nähe stand. Am Kanal entlang zieht sich eine wunderschöne Kastanienallee. Im Südosten endet der Kanal in einem größeren Becken, wo es auch zwei Bootsstege gibt.

Über die Berrenrather Straße und per Überquerung der Militärringstraße wird der Beethovenpark erreicht. Dieser Park entstand 1926/27 auf dem Gelände einer Kiesgrube. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er umgestaltet. Der Trümmerberg entstand 1953, aufgebaut auf den Trümmern der zerbombten Häuser, was auch die etwas hügelige Landschaft erklärt. Da er als einer der wenigen Parks in Köln nicht an einer Eisenbahnlinie oder einer der großen Straßen liegt, gilt er eher als stiller, ruhiger Park. Seine Wege sind kaum asphaltiert, was das angenehme Gefühl „im Grünen zu sein“, noch verstärkt. Sehr schön ist der Blick vom Aussichtspunkt am Ende der Gartenanlage. Auch der Schmuckgarten ist sehr gut gelungen.
Nach dem Verlassen des Beethovenparks stößt man auf die Neuenhöfer Allee, biegt dort rechts ab und folgt ihr ein Stück. Nach Überquerung der B62 geht es automatisch auf die Lohrbergstraße und kurz darauf rechts ab in die Petersberger Straße geht bis zum Klettenbergpark.
Der Park besteht seit 1907 und wurde auf einer Kiesgrube in Form eines Dreiecks gestaltet. In der Mitte des Parks ist ein Teich angelegt. Die alten Parks wurden damals weniger der Natur zuliebe angelegt, sondern um den Bürgern einen Ort der Erholung zu schenken. Eigentlich hat dieser Park nur eine Größe von 7 ha, aber die Wege sind so angelegt, dass immer wieder neue Ausblicke möglich sind und damit das Gefühl von Größe vermittelt wird. Während eines Spaziergangs durch den Park trifft man auf einen kleinen Wasserfall, auf einen Basaltsteinbruch sowie eine Schieferformation. Beide Felsanlagen wurden extra so angelegt, um der Jugend die heimischen Gesteine näherbringen zu können.

Nach einem Spaziergang durch den Park geht es zurück auf die Petersberger Straße und weiter zur letzten Tour-Station, dem „Petersberger Hof“ (Bild unten). Diese Eckkneipe besteht mittlerweile seit über 100 Jahren und ist aus dem Leben der Klettenberger nicht mehr wegzudenken. Im Sommer gibt es hier auch einen kleinen und sehr gemütlichen Biergarten.

Alle Texte entnommen von den „Kölschgängern“ (https://koelschgaenger.net) und individuell geändert und gekürzt. Vielen Dank!