Was wäre auch eine Stadt wie Köln ohne seine Vereine? Sie wäre zweifellos um ein Vielfaches ärmer. Denn in den Vereinen ist nicht nur Geselligkeit, sondern auch Zusammenhalt und Freundschaft zu Hause.

Zugegeben: Vielen Kölnern genügt es vollkommen, passiv am Geschehen eines Vereins teilzuhaben. So kann man etwa Fan eines Sportvereins sein, ohne selbst dort als Mitglied geführt zu werden oder als Aktiver zu trainieren. Bei Festen jeglicher Art genießt der Kölner gerne das Angebot, ohne jedoch eine intensivere Verbindung zum Veranstalter eingehen zu wollen.
Doch vielen Kölnern reicht dies nicht. Sie engagieren sich mit großer Leidenschaft für ihren Verein vor Ort oder in der Nähe, nehmen aktiv an den Vorbereitungen und Durchführungen von Aktivitäten wie Straßenfesten, Karneval oder Familientagen teil und investieren bereitwillig Zeit und Geld für „ihren“ Klub.

Es müssen dabei auch nicht unbedingt nur große und bekannte (Sport-)Vereine sein, denen Ehrenamtler gerne folgen. Auch eher „kleinere“ und unbekanntere Klubs einschließlich ihres Vereinszwecks und -ziels verdienen eine Erwähnung. Denn in jedem Verein schlägt das Herz (s)eines Veedels.

Da inzwischen wieder die „fünfte Jahreszeit“ in Köln läuft, möchten wir Ihnen einige Karnevalsgesellschaften vorstellen, die sich seit langer Zeit dafür einsetzen, dass der Fastelovend in ihren jeweiligen Veedeln nie zu Ende geht. Schauen Sie sich auch selbst mal in Ihrem Veedel um – Sie werden garantiert auch bei Ihnen „um die Ecke“ karnevalistisches Treiben entdecken, bei dem Sie gerne mitmachen können! (Alle nachfolgenden Logi wurden den jeweiligen Webseiten entnommen)

Kölner Norden

KG „Greesberger Esch“

Ziemlich weit oben im Kölner Norden, genauer gesagt: im Stadtteil Esch, ist die dortige Karnevalsgesellschaft beheimatet, die der Dorfgemeinschaft angeschlossen ist. Die Dorfgemeinschaft „Greesberger“ Esch e.V. wurde 1953 gegründet und widmet sich hauptsächlich der Förderung der Heimatpflege, Heimatkunde und des traditionellen Brauchtums, somit also auch des Karnevals. Mit vielfältigen Aktivitäten und Veranstaltungen stärkt sie den sozialen Zusammenhalt und das kulturelle Leben in Esch.
In den Anfangsjahren, als Esch ein Dorf mit knapp 500 Einwohnern war, kannte jeder jeden, und die Kirmes, das heutige Dorffest, war das zentrale Ereignis des Jahres, getragen von der gesamten Dorfgemeinschaft. Auch heute kommen bei Veranstaltungen im Veedel viele Bewohner zusammen; man kennt sich halt und freut sich über das Wiedersehen.
Neben weiteren Veranstaltungen legt die Gemeinschaft ihren organisatorischen Schwerpunkt insbesondere auf den jährlichen Karnevalszug (der traditionell immer am Karnevalssonntag durch die Straßen zieht), die Karnevalssitzungen, den Martinszug, den Adventsmarkt, das Dorffest, „Sommer in Esch“ und die Aktion „Esch Putzmunter“. Zudem erscheint dreimal im Jahr die Druckausgabe „Esch Aktuell“, die alle wichtigen Neuigkeiten aus dem Veedel enthält und an die Haushalte zugestellt wird.
Die Dorfgemeinschaft ist eng mit Partnervereinen, darunter etwa die ansässige Freiwillige Feuerwehr, die Maigesellschaft Greesberger Auweiler sowie die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD), verbandelt, um gemeinsam mit ihnen das kulturelle Leben zu bereichern.
Ohne Karneval würde Esch zweifellos etwas fehlen. Daher freuen sich viele Bürger schon immer auf den Zeitpunkt, wenn wieder das Festzelt neben dem Sportplatz aufgebaut wird.

Kölner Osten

Große Mülheimer KG

Die Gründung der „Großen Mülheimer KG“ basiert im Grunde auf einem Scherz. Im Jahr 1894 versammelten sich aufgrund einer Zeitungsannonce 20 Bürger im „Bährenhof“ im damals noch unabhängigen Mülheim. Der Inserent, der zur Gründung einer Karnevals-Gesellschaft eingeladen hatte, erschien aber nicht. Doch auch ohne den unbekannten Scherzbold wurde ein Karnevalsverein gegründet, der sich anfangs den passenden Namen „Ulk“ schenkte. Dieser Verein gewann gesellschaftlich an Bedeutung und wurde 1903 daher in die „Große Mülheimer Karnevals-Gesellschaft“, kurz: G.M.K.G., umbenannt. Erster Präsident wurde Robert Plum (1903-1913). 1928 kam es zur Gründung des ersten Tanzkorps, den „Müllemer Schefferjunge“.
Am 19. August 1954 wurde die Große Mülheimer Karnevalsgesellschaft in den „Bund Deutscher Karneval e.V.“ aufgenommen (Mitglieds-Nr. 65).
1964 war ein besonderes Jahr für die Großen Mülheimer, da sie erstmals mit Prinz Heinz Schmalen, Bauer Heinz Siemokat und Jungfrau Dr. Dr. Franz-Josef Broicher das Kölner Dreigestirn mit dem Motto „Op jeder Sick vum Ring, eß Kölle, ding un ming“ stellen durften. 1986 stellte die G.M.K.G. mit Hans Olbertz (Prinz), Mathias Meyer (Bauer) und Hans Dieter Salchert (Jungfrau) dann erneut das Dreigestirn.
Ab 1993 veranstaltete die Gesellschaft gemeinsam mit dem Radiosender RPR für elf Jahre eine Hörfunksitzung. Im gleichen Jahr initiierte man die Premiere der „ZDF-Mädchensitzung“. Aufgrund der Tatsache, dass das Festkomitee Kölner Karneval auf die Übertragungsrechte der ZDF-Mädchensitzung bestand, durfte die G.M.K.G. 1997 dann nochmal diese Sitzung durchführen, 2013 schließlich zum dritten Mal.
Von 1996 bis 2004 begleitete der „Spellmann-Zoch Kölsche Mädcher un Junge e.V. 1974” die G.M.K.G. durch die Session; 1998 wurden schließlich das „Tanzkorps Rheinmatrosen“ sowie die Kinder- und Jugendtanzgruppe „Minis“ entwickelt. 1999 wurde erstmals das „Goldene Steuerrad“ verliehen, mit dem Persönlichkeiten geehrt werden, die das gesellschaftliche „Steuerrad“ fest in der Hand halten, sich sozialen Projekten verschrieben haben und der Vaterstadt Köln verbunden sind.
2019 startete die Gesellschaft mit der Kostümsitzung „Jeck im Veedel“ ein neues Sitzungsformat.

Kölner Süden

Große Sülz-Klettenberger KG

Die Große Sülz-Klettenberger Karnevalsgesellschaft wurde 1928 im „Kölner Hof“ von Leo Körfer, Emil Brocke, Heinz Köhnen, Edmund König, Alex Kukartz und Erich Wunder gegründet. Als Namen wählten sie „Sülz-Klettenberger Jäger Korps Grön-Rut“, gegen den das Festkomitee jedoch ein Veto erhob. Daraufhin entschied man sich für den Namen „Karnevalsgesellschaft Grön-Rut Sülz-Klettenberg“, der 1935 in „Karnevalsgesellschaft Löstige Sölzer“ erneut geändert wurde. Erst Mitte der 1960er Jahre erhielt die Gesellschaft ihren heutigen Namen „Große Sülz-Klettenberger Karnevallsgesellschaft von 1928 e. V.“, da aus dem an Sülz direkt angrenzenden Stadtteil Klettenberg immer mehr Jecke in die Gesellschaft strömten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die seinerzeit noch „Löstigen Sölzer“ von der damals zuständigen Militärregierung als erste Kölner Karnevalsgesellschaft die Erlaubnis, eine Karnevalssitzung abzuhalten. 1953 wurde dann beschlossen, einen eigenen Karnevalsdienstagzug zu organisieren, aus dem sich später die „Interessengemeinschaft Dienstags-Veedelszug“ entwickeln sollte.
Seit 2006 ist die Tanzgruppe der „KG Rote Husaren“ aus Kerpen-Manheim Ehren-Tanzgruppe der KG Große Sülz-Klettenberger.

Kölner Westen

Grosse Braunsfelder Karnevalsgesellschaft von 1976

Im Vergleich zu anderen Kölner Karnevalsgesellschaften und -vereinen ist die „Grosse Braunsfelder Karnevalsgesellschaft von 1976 e.V.“, die sich per Satzung der Pflege des karnevalistischen Brauchtums und gesellschaftlicher Kontakte verpflichtet, noch relativ jung. Die damaligen Gründer waren Mitglieder eines Vorort-Sparvereins, die ihr jährliches Guthaben für Essen, Trinken und Festivitäten „auf den Kopf hauten“. Irgendwann kam die Idee auf, doch eine eigene Karnevalsgesellschaft zu gründen. Gesagt, getan. Als Symbol wählten die Gründer ein sogenanntes Diatretglass aus der Römerzeit, welches in Braunsfeld gefunden wurde und die griechische Inschrift „Trinke, damit du immer gut lebst“ enthielt (frei übersetzt) – ein Spruch, der den Gründern perfekt erschien!

Mit einer Vielzahl an Veranstaltungen ist die Grosse Braunsfelder Karnevalsgesellschaft seitdem in allen fünf Jahreszeiten aktiv und bietet für ihre Mitglieder attraktive Veranstaltungen. Die Mitglieder, die zunächst ein Jahr als „Probe-Mitglied“ hospitieren müssen, setzen sich zusammen aus Alt und Jung, „Immis“ oder Einheimischen wie auch „Jecke“ aus Nah und Fern. Es gilt eine Kleiderordnung, die „Frackgesellschaft“, die aus einem Frack oder Litevka sowie der obligatorischen Gesellschaftsmütze besteht.
Innerhalb der Gesellschaft gibt es mehrere Gruppierungen wie etwa die Jugend, der Senat und der Große Rat. Das Tanzkorps „Kölner Rheinveilchen“ ist seit 2004 die offizielle Tanzgruppe der „Grosse Braunsfelder KG“.
In der Session 2009/2010 konnten die Braunsfelder, die in der aktuellen Session ihr 50jähriges Bestehen feiern können, erstmals mit Prinz Markus I. (Markus Zehnpfennig), Bauer Hubert (Hornung) und Jungfrau Martina (Wolfgang M. Fritsch) unter dem Motto: „En Braunsfeld ha’mer uns jefunge, dunn bütze un fiere, meer drei kölsche Junge!“ das Kölner Dreigestirn stellen.