Was wäre auch eine Stadt wie Köln ohne seine Vereine? Sie wäre zweifellos um ein Vielfaches ärmer. Denn in den Vereinen ist nicht nur Geselligkeit, sondern auch Zusammenhalt und Freundschaft zu Hause.

Zugegeben: Vielen Kölnern genügt es vollkommen, passiv am Geschehen eines Vereins teilzuhaben. So kann man etwa Fan eines Sportvereins sein, ohne selbst dort als Mitglied geführt zu werden oder als Aktiver zu trainieren. Bei Festen jeglicher Art genießt der Kölner gerne das Angebot, ohne jedoch eine intensivere Verbindung zum Veranstalter eingehen zu wollen.
Doch vielen Kölnern reicht dies nicht. Sie engagieren sich mit großer Leidenschaft für ihren Verein vor Ort oder in der Nähe, nehmen aktiv an den Vorbereitungen und Durchführungen von Aktivitäten wie Straßenfesten, Karneval oder Familientagen teil und investieren bereitwillig Zeit und Geld für „ihren“ Klub.

Es müssen dabei auch nicht unbedingt nur große und bekannte (Sport-)Vereine sein, denen Ehrenamtler gerne folgen. Auch eher „kleinere“ und unbekanntere Klubs einschließlich ihres Vereinszwecks und -ziels verdienen eine Erwähnung. Denn in jedem Verein schlägt das Herz (s)eines Veedels.

Neben Karnevals- und Sportvereinen prägen auch die mitunter bereits mehrere Jahrhunderte existierenden traditionellen Schützenbruderschaften und -gesellschaften das Vereinsleben in Köln. Exemplarisch möchten wir im Folgenden einige Vereine vorstellen. Und auch wenn nicht wenige Kölner den Schützen mit Vorbehalt begegnen (eine Kritik, die von den meisten Bruderschaften geäußert wird), treffen die gängigen Klischees definitiv nicht zu. Überzeugen Sie sich am besten selbst und schauen Sie mal bei Ihrem örtlichen Schützenverein vorbei – zum Beispiel anlässlich eines Schützenfestes.

Kölner Norden

St. Donatus Schützenbruderschaft Köln-Pesch e.V.
Die Schützenbruderschaft St. Donatus Köln-Pesch wurde im Jahre 1955 gegründet und von den damals einflussreichsten Bürgern des Ortes, dem Gutsbesitzer Gerhard Schumacher und dem Bauunternehmer Hans Miebach, geprägt. Immer am letzten August-Sonntag ist in Pesch Schützenfest, das nach einer Verkleinerung seit vielen Jahren wieder im Ortskern, auf dem Pater-Adam-Müller Platz rund um den Pfarrsaal, stattfindet. Zum Fest werden Tanzveranstaltungen angeboten, und ein Festzug mit den Abordnungen befreundeter Bruderschaften und vielen Musikkapellen geht durch den Ort. In einem Schießwettbewerb wird schließlich der neue Schützenkönig ermittelt, der dann für ein Jahr die Bruderschaft repräsentiert. Alle zwei Jahre wird ein neuer Vorstand gewählt, dessen Vorsitz der Erste Brudermeister inne hat. Aktuell besteht der geschäftsführende Vorstand aus dem 1. Brudermeister Willi Gabriel, dem 2. Brudermeister Andreas Lettang und Kassierer/Geschäftsführer Leonhard Kaußen. Neben dem eigenen Schützenfest veranstalten die Donatus-Schützen einmal im Jahr ein Fest für die Senioren des Ortes; sie haben entscheidenden Anteil an der Gestaltung des jährlichen Pfarrfestes, begleiten das Allerheiligste in der Fronleichnamsprozession und sind präsent bei allen feierlichen Anlässen der Pfarrgemeinde und des Ortsverbandes. Trotz der Veränderungen im Stadtteil aufgrund seines rasanten Wachstums und dem Zuzug neuer Bürger, die dem Schützenbrauchtum skeptisch gegenüberstehen, hat die Schützenbruderschaft im Leben der Pfarrgemeinde und der Ortschaft weiterhin ihren festen Platz und ist nicht wegzudenken.

Kölner Osten

St. Sebastianus Schützenbruderschaft Deutz e.V.

Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Deutz („Düxer Schötze“) gilt aufgrund ihres Gründungsjahrs als einer der ältesten Schützenvereine in Köln und Umgebung. Ausgehend von den Verhältnissen des 15. Jahrhunderts, als Schutzvereinigungen wie Schützenbruderschaften zur Selbstverteidigung gegen umherstreifende Banden und kriegerische Truppen gebildet wurden, verrät ein Blick in die Chronik, dass die Deutzer Schützen im vorherigen Jahrhundert vier glanzvolle Jubiläen feiern konnten. Besondere Erwähnung findet hierbei das Fest anlässlich des 500-jährigen Jubiläums im Jahr 1963 unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer. Höhepunkt dieses Festes war der große historische Festzug mit den zeitgeschichtlichen Gruppen seit der Gründung der Bruderschaft.
Für eine Präsentation des sportlichen Teils der Sebastianus-Schützen wurde im Oktober 1990 ein „Tag der offenen Tür“ ausgerichtet, bei dem die Gäste in den Schießsport hineinschnuppern und auch mit seinerzeitigen amtierenden Olympiasiegern und Weltmeistern wie Silvia Sperber oder Margit Stein plaudern konnten, die anschließend ihr Können bei verschiedenen Schieß-Wettkampfdisziplinen demonstrierten.

Mit über 200 Mitgliedern zählt die Deutzer St. Sebastianus Bruderschaft, deren Hauptziele die Pflege der alten Überlieferungen und heimatlichen Gebräuche sowie die Ausübung des Schießsports sind, zu den mitgliederstärksten Schützenvereinen in Köln. Als Mitglied gilt satzungsgemäß jede christliche Person, die das 21. Lebensjahr vollendet hat und in „gutem Ruf“ steht. In die Jungschützengruppe können christliche Jugendliche ab dem zwölften Lebensjahr aufgenommen werden.

Kölner Süden

St. Sebastianus Schützenbruderschaft Godorf 1851 e.V.
Auch die Sebastianus-Schützen aus Godorf können stolz auf eine, in diesem Fall, mehr als 170-jährige Tradition verweisen. Schon ein Jahr nach der Gründung wurde an St. Servatius das erste Schützenfest gefeiert, das aus dem Preisvogelschießen und dem Tanzball bestand. Dabei wurde jedes Mitglied verpflichtet, an der Mütze ein kleines Waldhörnchen zu tragen, und sämtliche Schützen sollten sich mit einer Büchse im Vereinslokal einfinden. Protokolle der damaligen Zeit nennen zudem Personen, deren Namen einst einen guten Ruf im einst zur Bürgermeisterei Rondorf gehörenden Godorf besaßen und sich sehr um die Bruderschaft verdient gemacht haben. Ein Groß-Ereignis bedeutete das am 7. Juli 1951 stattfindende Jubiläumsfest anlässlich des 100-jährigen Bestehens im Vereinslokal Stahl, das mit Gesangseinlagen des MGV Godorf von 1891, einem großen Festzug und dem Königsschießen begangen wurde. Hervorzuheben bleiben ferner die Erfolge von Bernhard Wolf, der 1969 nacheinander Schützen-, Bezirks- und schließlich sogar Bundeskönig wurde. Ein Meilenstein bedeutete für die Sebastianus-Schützen der Bau des eigenen Vereinsheims. 1984 beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung, ein gebrauchtes Holzhaus mit einer Fläche von 200 Quadratmetern zu kaufen, doch erst 1991 sollte der Traum wahr werden. Mit Hilfe der Stadt Köln und den Mitgliedern wurde dann in wenigen Monaten ein Vereinsheim mit Schießstand bezugsfertig und im November eingeweiht. In den Folgejahren wurde das Vereinsheim zudem immer wieder modernisiert, etwa mit dem Einbau einer schallhemmenden Tür und neuer Fenster. Dank des Erbbaupachtvertrags mit der Stadt Köln wurde die Nutzung des Grundstückes für die nächsten 50 Jahre und somit für weitere Generationen gesichert. Die Schützenbruderschaft wird auch zukünftig bestrebt sein, neue Mitglieder und Förderer zu finden, die die Aufgaben in der Bruderschaft und für den Nachwuchs erfüllen können.

Kölner Westen

St. Sebastianus Schützengilde Köln-Ehrenfeld v.1874 e.V.
Vereinsleben heißt Gemeinschaft, Freundschaft und Verantwortung, und hierbei möchte die St. Sebastianus Schützengilde Köln-Ehrenfeld von 1874 e.V. mit gutem Beispiel vorangehen. Dabei gilt es, Traditionen zu bewahren und zu pflegen, den Schießsport zu leben sowie in der Gemeinschaft Spaß zu haben. Es war am 1. Juli 1874, als sich zwölf Ehrenfelder Bürger zusammentaten und die „Köln-Ehrenfelder Schützengilde“ gründeten. Diese Schützengilde erlebte bei den Bürgern großen Zuspruch, so dass schon im darauffolgenden Jahr das erste Königsschießen abgehalten werden konnte. Mitte August wurde auf einem Freigelände an der Hospelstraße/Venloer Straße das erste Schützenfest abgehalten. Im Laufe der Jahre wuchs die Schützengilde und auch der Mitgliederbestand. Nach einer vorübergehenden Trennung aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und der Gründung eines weiteren Ehrenfelder Schützenvereins fanden alle Schützen des späteren Kölner Veedels im Frühjahr 1907 im „Ehrenfelder Schützenverein e.V. von 1874“ wieder zusammen. Nach dem zweiten Weltkrieg bauten die Schützen ihren Schießstand an der Takustraße, der sich inzwischen in ihrem Eigenturm befand, ebenso wie das Kirmesgelände auf dem Takufeld mit großem Einsatz wieder auf. Da die Besatzungsmächte die Form der Namensgebung nicht mehr zuließen, wurde am 29.04.1947 ein neuer Vereinsname von der Versammlung beschlossen, der bis heute gilt: „St. Sebastianus Schützengilde Köln-Ehrenfeld von 1874 e.V.“ Immer wieder gelang es den Schützen, im Schießsport mehrere Landes- und Bundesmeistertitel nach Ehrenfeld zu holen. Neben den jährlichen Rundenkämpfen konnten sich die Mannschaften und Einzelschützen für Landesmeisterschaften qualifizieren und hier mehrfach Landesrekorde aufstellen. Auch an Deutschen Meisterschaften nahmen die Ehrenfelder Schützen mehrmals teil. Seit dem neuen Jahrtausend gehören auch Schützenschwestern zu den Aktiven, die bereits mehrere sportliche Erfolge verbuchen konnten. Die Schützengilde strebt an, die Zukunft bestmöglich zu gestalten, um ihre langjährige Tradition zu bewahren und den Schießsport weiterhin zu beleben.